Kennst du das? Du bist knapp dran und plötzlich kommt diese eine Sache dazwischen, ein Mensch, der noch etwas von dir braucht, eine Besorgung, die du nicht mehr auf dem Schirm hattest… Und plötzlich gerätst du ins Schleudern. Du verdoppelst dein Tempo, weil du es mit dieser Strategie auch früher schon irgendwie hinbekommen hast. Und am Ende des Tages hast du mit Hängen und Würgen alles geschafft. Es sind zwar einige Schönheitsfehler passiert, etwas ist runtergefallen, deine Körperkoordination ließ in der Hektik beim „Kurvenschneiden“ etwas nach, aber: Du hast es geschafft, „schnell noch“ eine zusätzliche Erledigung in deinen dichten Tagesplan hineinzuquetschen. Und obwohl du dich erschöpft fühlst, hast du irgendwie auch das Gefühl der Selbstwirksamkeit erlebt, denn du hast deinen Alltag noch geregelt.
Wenn du das kennst, dann kennst du vielleicht auch das: Seit Wochen lebst du deinen Alltag fast ständig mit doppeltem Tempo. Egal, wie gut du vorher deinen Tag geplant hast, es kommt ständig etwas dazwischen und du hast das Gefühl, dass dir allmählich alles über den Kopf wächst. Abends fällst du nur noch erschöpft ins Bett, aber auch da drehen sich deine Gedanken weiter. Du fragst dich, wie lange du das noch durchhältst, aber du siehst auch kein Ende, weil es ja noch soviel zu tun gibt.
Oft entsteht ein hektischer Alltag durch das kleine „Erfolgserlebnis“, dass wir zusätzlich zu dem, was wir uns vorgenommen haben, noch eine weitere Sache geschafft haben. Diese Erfahrung verleitet uns dazu, immer wieder „noch schnell“ eine zusätzliche Erledigung zu machen. Nach und nach ändern wir unser Tempo. Und da unser Gehirn darauf aus ist, Gewohnheiten zu etablieren, damit es nicht mehr bewusst steuern muss und Energie sparen kann, wird es uns allmählich zur Gewohnheit, irgendwelche Erledigungen noch in unseren Tag mit hineinzupacken.
Das Problem: Wir nehmen uns keine Zeit mehr dafür, uns zu fragen: Ist das heute wirklich notwendig? Wir tun es einfach. Und unser Körper und unser Gehirn sind bereits darauf eingespielt, uns das entsprechende Dringlichkeitsgefühl zu liefern. Für diesen Teufelskreis habe ich heute einen „großen“ und einen „kleinen“ Tipp. Der große: Mach dir bewusst, was dir wirklich wichtig ist. Stell dir vor, du blickst am Ende eines reichen, erfüllten Lebens zurück: Welche Dinge sollten in diesem Leben auf jeden Fall passiert sein? Welche Menschen hatten einen dauerhaften Platz darin? Welche Erlebnisse sollen in diesem Leben enthalten sein? Wenn du weißt, was dir wirklich wichtig ist, dann fällt es dir mit der Zeit auch leichter, dich im Alltag zu fragen: Ist das jetzt WIRKLICH notwendig?
Nachdem die Frage danach, was dir wirklich wichtig ist, erfahrungsgemäß nicht in 5 Minuten zu beantworten ist, hier noch ein kleiner Tipp zum Verlangsamen des Tempos: Dir ist vielleicht schon einmal aufgefallen, dass dir, je hektischer du versuchst, etwas zu erledigen, immer mehr Dinge schief gehen. Es sind vielleicht Kleinigkeiten, wie etwas zu vergessen und nochmal zurück zu müssen, um es zu holen. Oder dir fällt etwas runter. Oder du hast einen kleinen Fehler übersehen, den du dann noch korrigieren musst. Diese Kleinigkeiten summieren sich zu einer größeren Menge an Zeit.
Das heißt: Je hektischer du etwas machst, desto mehr Zeit brauchst du dafür. Wenn du also merkst, dass sich ein hektisches Dringlichkeitsgefühl in dir ausbreitet, versuche, das, was du gerade tust, ganz besonders aufmerksam und achtsam zu erledigen. Sage dir am besten sogar zusätzlich noch den Satz: Ich habe alle Zeit der Welt. Und versuche, ihn zu glauben. Du wirst sehen: So sparst du Zeit, indem du dir Zeit lässt.